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Oldenburg what the fuck!?

Abstürzender Blutbalken statt Aushängeschild

Die 2009 eingeführte Bildmarke der Stadt soll bekanntlich ersetzt werden. Zukünftig wolle man „... klar und unverwechselbar öffentlich auftreten", so der Oberbürgermeister zu diesem neuen „Logo“.

Hatte man für das bisherige Logo noch eine Oldenburger Agentur mit jahrelanger und studierter Kompetenz im Bereich Grafik-Design beauftragt, kommt das neue Logo nach dem Do-it-yourself-Prinzip daher, fachliche Expertise augenscheinlich fehl am Platze.

Damit fügt sich die Stadt der eigenen Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH und „adaptiert“ deren vorhandenes Logo, zumindest die Bildmarke betreffend.

Ortsfremde Personen, die vom „Blutbalken“ noch nie etwas gehört haben, sehen in dem abstürzenden Schild mit gelb-roter Einfärbung vielleicht eher das Logo eines bekannten Fußballclubs aus Katalonien, ein Projektil oder eine stilisierte Biene.

Der abstürzende oder zumindest im Umfallen befindliche gelb-rote „Blutbalken“ ist aber schlicht und einfach der Schutzschild, der sich im alten Stadtwappen innerhalb des Burgtores finden lässt. Ein mittelalterliches Symbol, das Widerstand und Wehrfähigkeit versinnbildlicht. Nicht gerade das, was für eine kommunale Selbstverwaltung stehen sollte, die offen für neue Ideen und deren Menschen ist.
Darüber hinaus bleiben Ortsfremde wohl ortsfremd, wird man doch in Oldenburg zukünftig mit Kriegsgerät empfangen. Der sog. Blutbalken steht im Übrigen für die Blutgerichtsbarkeit, also für die Möglichkeit, die Todesstrafe zu verhängen: im Mittelalter mit Schwert oder auch Spießen.

Doch zurück ins aktuelle Zeitalter. „Unverwechselbar“ ist die gewählte Schrift hingegen mitnichten, sondern ein Klassiker des letzten Jahrhunderts, dubioserweise vom selben Schriftdesigner wie auch schon die Vorgängerschrift. Besonders populär, da es eine Apple OS X Systemschrift ist. Ebenfalls konträr zu „unverwechselbar“: das Fehlen des bisherigen i.O.-Zusatzes. Gut, dass Oldenburg in Holstein nebst Stadtwappen noch den „in Holstein“-Zusatz trägt.

Auch handelt es sich kaum um ein Logo, sondern eher um einen lieblos gesetzten Text, betrachtet man das zu klein wirkende Versal S oder auch die fehlende optische Ausrichtung der beiden Zeilen.

Gestalterisch fühlt man sich zurückversetzt in das Jahr 2002, als Oldenburg den „Das hat was!“-Claim im Logo mit dem schwungvollen gelben Bogen einführte. Apropos zurückversetzt: Das Logo von 2002 nutzte die gleiche Schrift wie das neue Logo heute. Übrigens auch die gleiche Schrift, wie sie die Universität jahrelang verwendet hat, die „unverwechselbare“ Myriad von Robert Slimbach, der, so ganz nebenbei, ebenfalls die Schrift im bisherigen Logo entworfen hatte.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, die Symbolik, die man anders nicht deuten kann, aber eindeutig: Oldenburg macht zu, verschanzt sich hinter einem Schutzschild und lässt das Burgtor herunter. Zumindest wäre bei der Interpretation das Wohnungsproblem der Stadt mittelfristig gelöst.

ps: Das neue Logo hier zu Anschauungszwecken einzubinden wäre unästhetisch, wer Augen-Aua möchte, bitte: https://www.oldenburg.de/startseite/buergerservice/aktuelles/neues-logo.html. Wer seinen qualifizierten Senf dazugeben möchte erreicht mich unter [email protected]. Fachkundige oder auch einfach nur gute Kommentare/E-Mails füge ich hier gerne hinzu. Anonym oder mit Namen, wir ihr wollt.

oldenburg what the fuck!?

Läuft was falsch im netten, kleinen, grünen Oldenburg?

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